80 Hundeführer verbrachten das verlängerte Wochenende rund um Christi Himmelfahrt im Landkreis Cham, um mit ihren Vierbeinern die Suche nach Vermissten zu üben. An dem Ort, an dem vor wenigen Monaten erst noch intensiv nach der damals vermissten Julia gesucht wurde, hatte die Rettungshundestaffel Bayerwald e.V. im DRV nach zwei Jahren Corona-Pause erstmals wieder zum traditionellen „Bayerwald-Lehrgang“ eingeladen und zahlreiche Rettungshundeführer aus ganz Deutschland und von verschiedenen Organisationen waren der Einladung gefolgt. Mit dabei waren auch acht Zug- bzw. Gruppenführeranwärter, die am parallel stattfindenden Zugführer-Workshop teilnahmen und hierbei in Zusammenarbeit mit dem Deutschen Rettungshundeverein (DRV) e.V. auf ihre Tätigkeit als Führungskraft in Theorie und Praxis vorbereitet wurden.

Bereits am Mittwochnachmittag ging es für die Teilnehmer des Bayerwald-Lehrgangs, der unter dem Thema „Einsatz“ stand, los. Nach einer bis zu achtstündigen Anreise bezogen die Hundeführer ihre Ferienhäuser am Hagbügerl und wurden dann abends von den Lehrgangsleitern Karin Bauer und Susanne und Martin Melichar begrüßt. Am nächsten Morgen ging es dann gleich mit der Ausbildung der Hunde und ihrer Frauchen und Herrchen los. Aufgeteilt in mehrere Trainingsgruppen trainierten die Rettungshundeteams unter der fachkundigen Leitung von patentierten DRV-Ausbildern in Waldmünchen, am Rosshof, am Standortübungsplatz Waffenbrunn, in Treffelstein und natürlich in verschiedenen Trainingsorten in Cham. Neben der Arbeit mit dem Hund lag der Schwerpunkt der Ausbildung auf den Themen Einsatztaktik, sicheres Absuchen eines Geländes und Orientierung mit Karte und Kompass. Die verschiedenen Suchgebiete, die der Rettungshundestaffel dankenswerterweise von Privatpersonen, der Bundeswehr und den Staatsforsten zur Verfügung gestellt wurden, brachten den ein oder anderen Hundeführer ganz schön ins Schwitzen.

So sieht es aus, wenn man gefunden wird: Der Rettungshund bleibt bei der gefundenen Person und bellt, um seinen Hundeführer an die Fundstelle zu holen

Das schwierige Gelände war für die Hunde eine echte Herausforderung.

Abends gab es für alle dann noch einen Theorievortrag zum Thema „Der Helfer im Rettungshundeteam“. Während sich so mancher nach dem anstrengenden Tag im Freien schon nach seinem Bett sehnte, hatte Lehrgangsleiter Martin Melichar ganz andere Pläne. Gegen 21.45 Uhr alarmierte er zu einer kleinen Einsatzübung rund ums Hagbügerl. Hier waren vor allem die angehenden Gruppen- und Zugführer gefordert. Die Suchgebiete mussten festgelegt werden, Karten gedruckt und die Suchteams eingewiesen werden. Nach 30 Minuten kam dann der erste Funkspruch „Vermisste Person gefunden“. Insgesamt waren vier Personen vermisst, die dann im Laufe der Suche auch alle aufgefunden wurden.

Am darauffolgenden Tag wurde in den Gruppen weiter trainiert, während die Gruppenführer die Einsatzübung besprachen und sich mit Theorie und Praxis Mantrailing beschäftigten. Bereits am Tag zuvor hatte sich diese Gruppe mit Einsatztaktik Trümmer- und Flächensuche beschäftigt, Einsatzfahrzeuge und Equipment kennengelernt und das Verhalten am Einsatzort als Führungskraft erarbeitet. Nach dem gemeinsamen Abendessen in der Trattoria Jesolo-Waldcafe bei Antonella Dal Santo kam der Bürgermeister der Stadt Waldmünchen, Markus Ackermann, zu Besuch und begrüßte die Lehrgangsteilnehmer. Er erzählte von der Situation der Stadt nahe an der Grenze zum ehemaligen eisernen Vorhang, zeigte auf, welch besonderer Landstrich das heutige Waldmünchen ist, und lud die anwesenden Gäste ein, den nächsten Urlaub in der Trenckstadt zu verbringen. Nach einem Gruppenfoto wurde dann die am nächsten Tag anstehende große Einsatzübung vorbereitet. Martin Melichar hatte zusammen mit dem gesamten Team der RHS Bayerwald über 20 verschiedene Verstecke im gesamten Standortübungsplatz ausgewählt und am Samstagmorgen wurden diese Verstecke dann mit Lehrgangsteilnehmern bestückt, die dann für mehrere Stunden dort bleiben mussten. 

Bei der großen Einsatzübung am Samstag auf dem Standortübungsplatz Pemfling/Waffenbrunn waren über 30 Suchhundeteams im Einsatz und mussten von den Gruppenführern mit Unterstützung von UG-ÖEL und Bundeswehr koordiniert werden.

Die Hundeführerin des ASB wurde zusammen mit ihrem Helfer von Gruppenführer Rüdiger Westheide in ihr Suchgebiet eingewiesen.

Unterstützt von der UG-ÖEL unter der Leitung von Reinhard Rädlinger und KBM Hans Hochmuth wurde die Schadenslage dann auf zwei Einsatzstellen aufgeteilt und die Zug- und Gruppenführer organisierten die weitere Absuche des weitläufigen Geländes. Nach und nach wurden die Rettungshundeführer der verschiedenen Staffeln alarmiert, die dann von Waldmünchen aus zur Suche in den Standortübungsplatz fuhren. Wie im Realeinsatz kamen die Hundeteams dann zeitversetzt dort an und wurden von den Gruppenführern in die Lage eingewiesen und bekamen ihr Suchgebiet zugeteilt. Im Laufe der Einsatzübung wurden so über 30 Hundeteams, bestehend aus Hund, Hundeführer und Helfer in die Suche geschickt, was eine große logistische Leistung war. Während manche Hundeteams dann ein vollkommen leeres Suchgebiet absuchen mussten, hatten andere das Glück, gleich zwei zuvor versteckte Personen zu finden. Die eingesetzten Flächensuch- und Personenspürhunde waren hoch motiviert und kämpften sich trotz fast sommerlicher Temperaturen durch das unwegsame und felsige Gelände. Nach knapp fünf Stunden war das Gebiet komplett abgesucht und alle „Vermissten“ waren gefunden und von der Bundeswehr zur Einsatzleitung zurückgebracht worden. 

Gruppenführeranwärterin Sina Frontuto war an der zweiten Schadensstelle für den reibungslosen Ablauf der Einsatzübung zuständig und weist das Suchteam in ihr Suchgebiet ein.

Rettungshund Grace findet am Waldrand zusammen mit ihrer Hundeführerin den „Vermissten“.

Wenn’s mal wieder länger dauert: Rettungshund Runi wartet geduldig auf den Sucheinsatz.

Hundeführerin Yvonne Wicht von der RHS Viersen setzt ihre Hündin Zora zur Suche an.

Sowohl im Wald …

… als auch in der Siedlung wurde getrailt.

Nach einer gemeinsamen Abschlussrunde, bei der sich die Verantwortlichen bei allen Beteiligten bedankten, gab es für die Hundeteams, die an der Einsatzübung als Helfer oder Versteckpersonen teilgenommen hatten, die Möglichkeit, im ganzen Standortübungsplatz zu trainieren. Die Zug- und Gruppenführeranwärter beschäftigten sich mit den speziellen Aufgabenstellungen beim Absuchen eines mehrstöckigen Gebäudes.

KBM Hans Hochmuth (Mitte) und Reinhard Rädlinger (2.v.li.) von der UG-ÖEL bedankten sich am Ende der Einsatzübung bei allen Beteiligten und gaben den Suchteams und den angehenden Zug- und Gruppenführern noch gute Tipps mit auf den Weg.

Abends wurde die Einsatzübung dann in gemütlicher Atmosphäre im Waldcafe nachbesprochen und ausgewertet.

Am letzten Lehrgangstag ging es für die Rettungshundeführer wieder hinaus ins Gelände rund um Hagbügerl und Rosshof, wo sich die Hunde noch einmal richtig verausgaben konnten. Die Zug- und Gruppenführeranwärter durften sich in der Zwischenzeit mit der Dienstvorschrift (DV) 100 auseinandersetzen und wurden in der Thematik „Stress im Einsatz“ geschult. Der stellvertretende Bundeseinsatzleiter des DRV, Holger Kiefer, war hierzu extra aus der nördlichsten Ecke von Niedersachsen via Online-Konferenz zugeschaltet, um die Führungskräfte zu schulen.

Sonntagnachmittag war der Lehrgang dann schon wieder zu Ende und die Teilnehmer konnten mit vielen neuen Erkenntnissen und müden Hunden die Heimreise antreten. Der organisationsübergreifende Lehrgang, der einzigartig auf diese Weise in ganz Deutschland ist, hat allen Beteiligten unheimlich viel Spaß gemacht und dürfte wohl dazu führen, dass der ein oder andere seinen Urlaub vielleicht im schönen Landkreis Cham verbringen wird.

Wir möchten uns ganz herzlich bei allen unseren Partnern bedanken, die uns immer unbürokratisch unterstützen, Suchgebiete zur Verfügung stellen und mit Rat und Tat zur Seite stehen. Natürlich danken wir auch den zahlreichen Hundeführern aus nah und fern und freuen uns schon auf ein Wiedersehen auf dem Bayerwald-Lehrgang 2023!

Einen weiteren Grund zur Freude gab es auch für die RHS Bayerwald selbst. Wir gratulieren ganz herzlich zur bestandenen Prüfungszulassung:

Sabine Lemberger mit Maya

Reinhard Bauer mit Amy